Beziehungswachstum

1. Beginn einer Partnerschaft

Die idealisierte Verliebtheitsphase

Für viele ist es keine besondere Erkenntnis mehr, dass am Beginn einer Partnerschaft meist alles sehr harmonisch verläuft. In dieser Phase der Verliebtheit sind beide sehr achtsam, zeigen sich von ihrer besten Seite und nehmen manche unangenehmen Dinge beim Partner nicht wahr oder nicht so wichtig. Doch diese Phase der Verliebtheit ist manchmal sehr schnell zu Ende und manche warten am Beginn einer neuen Beziehung förmlich darauf, wann es das erste mal kracht. Man ist dann enttäuscht, dass der neue Partner, die neue Partnerin wieder nicht die Erwartungen erfüllt. Man würde am liebsten alles hinwerfen und nach einer neuen Beziehung Ausschau halten. Doch der Schmerz des letzten Streits verblasst bald, die Anziehung zum Partner wächst wieder und bald ist alles vergessen. Viele wollen es nicht wahrhaben, dass auch in der neuen Beziehung die alten Themen wieder aktuell sind und sogar neue Themen dazu kommen. Sie wollen mit allen Mitteln die Phase der Verliebtheit und die Idealisierung des Partners aufrechterhalten, anstatt der Realität in Auge zu schauen und sich den eigenen Themen stellen.

Das Drama “Nähe – Konflikt – Distanz” beginnt
Das Drama, das die Paare jetzt miteinander zu spielen beginnen “Nähe – Konflikt – Distanz” und wieder Nähe, wird eine immerwährende Belastung für die Beziehung bleiben, wenn diese Konfliktsituationen nicht zum Lernen und zum eigenen Wachstum genutzt werden. Erst einmal ist es wichtig zu akzeptieren, dass Konflikte zu einer Beziehung gehören. Es geht nicht darum, Konflikte auf jeden Fall zu vermeiden, sondern sich den Konflikten zu stellen und zu lernen, sie für das persönliche Wachstum und für das Reifen der Beziehung zu nutzen. Der Sehnsucht, sich mit dem Partner zu verschmelzen, folgt das Bedürfnis sich abzugrenzen, Raum für sich zu beanspruchen und sich Selbst zu spüren und zu finden. Die Abgrenzungen und Distanz suchen Frauen und Männer auf unterschiedliche Art und Weise. Frauen suchen öfters die Klärung und Auseinandersetzung mit dem Partner und grenzen sich durch sexuelle Verweigerung ab, während die Männer sich in ihre Arbeit und Hobbys zurückziehen. Der Machtkampf der dann oft stattfindet, trägt dazu bei, dass die eigenen Grenzen abgesteckt werden und jeder sich seinen eigenen Raum schafft. Werden die gemeinsamen Räume immer weniger und der Rückzug in den eigenen Raum immer häufiger, führt dies entweder zur Trennung oder man verfällt in Hoffnungslosigkeit, zieht sich innerlich zurück und investiert keine Energie mehr in die Beziehung. Man arrangiert sich und die Beziehung wird im besten Falle zu einer gut funktionierenden Geschäftsbeziehung und im schlechtesten Falle zu einer Beziehung voller Kampf und Verletzungen ohne Aussicht auf Veränderung. Die Partnerschaft wird zur Gegnerschaft und es gibt kein gemeinsames Ziel mehr.

Vereinbarung „Konflikte gehören zu unserer Beziehung und wir nutzen sie für unser Wachstum“
Wenn beide Partner akzeptieren, dass Konflikte zur Partnerschaft gehören und für das Wachstum der Beziehung genutzt werden können, kann das Lernen beginnen. Die Beziehung bekommt die erste Vereinbarung:
„Konflikte gehören zu unserer Beziehung und wir nutzen sie für unsere persönliche Weiterentwicklung und das Wachstum unserer Beziehung. Wir werden uns beide bemühen, aus unseren Konflikten zu lernen und jeweils schauen, welchen Anteil jeder von uns an diesem Konflikt hat und was jeder beitragen kann, in der Zukunft besser damit umzugehen.“ So selbstverständlich wie diese Vereinbarung auch klingt, viele Paare kämpfen einen aussichtslosen Kampf, Konflikte um jeden Preis zu vermeiden, um der romantischen Vorstellung von Liebe gerecht zu werden und vor allen Dingen um eigenem Schmerz aus dem Weg zu gehen. Die wirkliche Akzeptanz von Konflikten nimmt viel Druck aus der Beziehung und macht Konflikte zu Lernmomenten, für die man hinterher oft sehr dankbar ist.

Was habe ich mit den Konflikten zu tun?
Bei allen Konflikten sehen wir den Auslöser im Partner und er ist auch derjenige, der mir den Schmerz zufügt, den ich im Konflikt erlebe. Wir sehen im Partner den Verantwortlichen und Schuldigen und suchen meist auch die Lösung in einer Veränderung des Partners. Wir unterscheiden nicht zwischen demjenigen, der den Schmerz auslöst und demjenigen, der mir den Schmerz zugefügt hat. Den Schmerz, den wir in Konflikten erleben, haben wir in die Beziehung mitgebracht, und wir haben uns den Partner gesucht, der uns wieder in Kontakt mit unserer alten Verletzung bringt. Diese alte Verletzung will gefühlt werden, will beachtet werden, damit sie geheilt werden kann. Wir müssen daher lernen, dass unser Partner zwar die Verletzung auslöst, aber der Schmerz den wir spüren, schon lange in uns ist und jetzt gefühlt werden will. Diese Unterscheidung fällt anfangs sehr schwer und wir projizieren unseren ganzen Schmerz auf unseren Partner, weil wir nicht wahrhaben wollen, dass wir Verantwortung für diese alte Verletzung übernehmen müssen. Die alte Verletzung ist oft so groß, dass wir alles tun, um nicht nach Innen zu schauen in die eigene Vergangenheit.

 

2. Das große Abhängigkeitsdrama

Das große Abhängigkeitsdrama ist eine Situation, in der Du Dich in einer Beziehung befindest mit einem Partner, einer Partnerin, einem Freund/einer Freundin oder irgendjemand. Und in dieser Situation will die eine Person mehr Energie, mehr Liebe, mehr Intimität, mehr Nähe; und die andere Person will mehr Freiheit, mehr Raum. Und das ist eine sehr bedeutsame Situation, weil diese Situation zwei sehr tiefe Wunden zeigt, die wir in unsere Beziehungen hineintragen.
Die eine Wunde ist die Verlassenheitswunde, das Gefühl totaler Einsamkeit und Verlassenseins. Es ist niemand da, der Dich sieht und Deine Bedürfnisse erfüllt.
Die andere Wunde ist die Verschlingungswunde. Das ist das Gefühl, wenn Du Ja sagst zum anderen, dass er Dich kontrollieren möchte, dass er Dich verschlingt, wenn Du wirklich ja sagst, dass da kein Raum mehr für Dich selbst ist, dass Du erstickt wirst.

VERLASSENHEITSWUNDE: „Ich will mehr!“
Energetisch macht der Eine also so (ich brauche Dich, umklammern), und sagt damit, ich will mehr von Dir. Dies kann mehr Zeit sein, mehr Berührungen, mehr Sex, mehr von irgendetwas. Und der andere ist nicht verfügbar, aber Du willst mehr von dem.
Kennst Du das?

VERSCHLINGUNGSWUNDE: „Ich brauche meinen Raum!“
Und die andere Bewegung ist die, lass mir doch noch ein bisschen Luft zum Atmen. Ich brauche mehr Freiraum für mich, ich brauche Raum um mich herum.
Kennst Du das?

Tatsache ist, dass wir beides haben, und das in der gleichen Beziehung. Es muss nicht unbedingt in der Liebesbeziehung auftauchen, es kann auch bei Freundschaften sein. Es kann auch bei Deinem Hund auftauchen, also kann man mit jedem co-abhängig sein. Und dieses Gefühl der Abwehr ist auch damit verbunden, egal wie viel Du auch immer gibst, der andere will immer noch mehr. Vielleicht fühlst Du Dich dann schuldig deswegen.
Sehr wichtig dabei ist, die Person die mehr will, schaut auf die andere Person und sieht jemanden, der einfach Nähe und Intimität vermeiden will. Du schaust auf die andere Person und siehst jemanden, der Dir nicht nahe kommen will, vielleicht schaut der gerade Fernsehen, sitzt gerade am Computer, er tut alles mögliche, um den Kontakt zu vermeiden. Steigt auf die Berge, ist bei Freunden, hat nie Zeit mit Dir zu sein; meditiert die ganze Zeit, ist immer auf Seminaren.
Und Du schaust auf diese Person und sagst:
„Dies ist Scheiße was Du machst, das ist Vermeidung. Warum bist Du überhaupt in einer Beziehung?“
Und die andere Person schaut auf die erste Person, die immer Nähe will und sagt:
Das ist genauso scheiße was Du machst. Das ist noch viel schlimmer was Du machst. Du willst mich nur kontrollieren, Du liebst mich nicht, Du willst nur, dass ich Deine Leere fülle. Du rennst nur vor Dir selbst weg, Du vermeidest genauso, in dem Du von mir was willst.
Und das ist das große Drama, denn beide fühlen sich im Recht. Und sie haben auch beide Recht, jeder zu 50 Prozent. Sie haben Recht, was die Betrachtung des anderen angeht, aber was sie selbst angeht, liegen sie allerdings im Dunkeln.
Das ist das Interessante an der Co-Abhängigkeit, wir haben so viele Einsichten, was den anderen betrifft. Wir könnten ein Buch darüber schreiben, was der andere braucht, um zu wachsen. Aber wenn Du schreiben müsstest, was Du für Dein Wachstum tun solltest, könntest Du keinen einzigen Satz schreiben. „Nein, lass uns zu Dir zurückkehren. Ich bin eine Autorität was Dich betrifft.“

 

Beziehungsengagements

1. 100% Verantwortung für mein Leben und meine Gefühle
ICH engagiere mich dafür, selbst die volle Verantwortung für mein Leben,
mein Glück, mein Wohlbefinden und meine Lebensziele zu übernehmen.
ICH entbinde DICH (und jeden Lebenden oder Toten)
in der Vergangenheit oder der Gegenwart
von jeglicher Verantwortung
für die durch DICH bei mir ausgelösten Gefühle oder Handlungen.

2. Wahrheit und Offenheit DIR gegenüber
ICH engagiere mich, DIR gegenüber für völlige Offenheit, will nichts zurückhalten.
Dies bedeutet, dass ICH DIR über alles die Wahrheit sagen werde,
einschließlich meiner Gefühle, meiner Phantasien und meiner Handlungen.
ICH engagiere mich dafür, DIR die unbestreitbare Wahrheit zu sagen
– die Wahrheit, gegen die niemand etwas einwenden kann –
statt nur meine Meinungen, Überzeugungen und Vorurteile kundzutun.
ICH engagiere mich auch, unvoreingenommen DIR zuzuhören.

3. Offen sein, um zu lernen, DICH zu lieben und wertzuschätzen
ICH engagiere mich dafür, offen für das Lernen mit DIR zu sein,
um aus allen schmerzhaften Begegnungen mit DIR für MICH zu lernen
und MICH und DICH weiterhin zu lieben und wertzuschätzen.

4. Entscheidung fürs Glücklich-sein und gegen Abwehrhaltung
ICH engagiere mich fürs Glücklich-sein und gegen Abwehrhaltung,
vor allem dann, wenn meine Abwehrhaltung DIR gegenüber
am berechtigtsten zu sein scheint,
wenn es mir völlig klar ist, dass ICH Recht habe und DU Unrecht.

5. Förderung von meiner und Deiner Kreativität
ICH engagiere mich dafür, meine Kreativität voll zum Ausdruck zu bringen und
DEINE volle kreative Ausdruckskraft zu inspirieren.

6. Anerkennung und Würdigung von Nähe und Autonomie
ICH engagiere mich dafür, anzuerkennen,
dass Nähe und Autonomie Bestandteil unserer Beziehung sind.
ICH öffne mich, um meine Gefühle der Nähe und des Abstands kennenzulernen
und zu würdigen und diese Gefühle bei DIR zu erkennen und zu würdigen.

7. Verehrung von Shakti und Shiva
ICH engagiere mich dafür,
dass die Verehrung von DIR „Shakti“ und DIR “Shiva”
im Mittelpunkt meiner Beziehungen zu DIR steht.
ICH engagiere mich dafür, DICH zu achten und zu ehren und
insbesondere MEINE und DEINE Essenz zu preisen.