Scham, die Dein Leben begrenzt

Scham ist schwer mit Worten zu beschreiben und als Gefühl zu definieren. Scham betrifft uns alle, keiner ist davon ausgenommen, weil es eines der stärksten menschlichen Grundgefühle ist. Trotzdem wir kaum über Scham gesprochen, im Gegensatz zu Trauer und Wut. Was die Scham so „still macht“, sind unsere Unfähigkeit und Widerwille offen über unsere Scham zu sprechen und sie zu erforschen, wie sie unser Leben, unsere Familien und Gesellschaft beeinflusst.

 

Definition der Scham

Zunächst wollen wir einige Definitionen von TeilnehmerInnen auflisten, um die Scham greifbarer zu machen.

– Scham ist das Gefühl in der Magengrube, das ganz dunkel ist und höllisch weh tut. Du kannst nicht darüber sprechen und Du kannst nicht beschreiben, wie schlecht es sich anfühlt, weil dann jeder dein „kleines schmutziges Geheimnis“ weiß.
– Scham ist, wenn ich zurück gewiesen werde.
– Du arbeitest hart, um der Welt zu zeigen, was sie sehen will. Die Scham schlägt zu, wenn die Maske weggezogen wird und der ungeliebte Teil von Dir sichtbar wird. Es fühlt sich unerträglich an so gesehen zu werden.
– Scham ist sich als Außenseiter zu fühlen, nicht dazugehörig.
– Scham ist, wenn du dich selber hasst und du verstehst, dass dich die anderen Menschen auch hassen
– Scham ist, sich selbst zu verabscheuen.
– Scham ist wie ein Gefängnis. Es ist ein Gefängnis in dem du verdienst zu sein, weil etwas an dir falsch ist.
– Scham ist, wenn du bloß gestellt bist – die makelhaften Teile von dir, die du verstecken wolltest.
Du willst dich verstecken oder sterben.

 

Zusammenfassend ist die Scham …

… ein intensives schmerzhaftes Gefühl oder eine Erfahrung, die uns glauben lässt, mit Makeln behaftet zu sein und wir es daher nicht wert sind, so akzeptiert zu werden, so wie wir sind.
Die Scham hält uns davon ab unsere eigenen Geschichten zu erzählen, uns zu zeigen, wie wir denken und fühlen. Unsere Stimmen verstummen und wir behalten unsere Geheimnisse, um keine Angst haben zu müssen die Verbindung zu den anderen zu verlieren. Wenn wir jemanden von seiner Scham reden hören, beschämen wir diese Person oft, um uns selbst vor unangenehmen Gefühlen zu schützen. Wenn uns jemand von seiner schamhaften Erfahrung erzählt, kann sich dies für uns ähnlich schmerzhaft anfühlen, wie wenn wir diese Erfahrung gemacht hätten.

 

Die Wurzeln der Scham

Wir alle haben Erfahrungen gemacht oder miterlebt, in denen wir oder andere zurückgewiesen, erniedrigt oder lächerlich gemacht wurden. Wir haben gelernt, wie wir unser Verhalten, Denken und Gefühle ändern müssen, um das Gefühl der Scham zu vermeiden. In diesem Prozess haben wir uns verändert, von der Person, die wir mal waren zu der, die wir jetzt sind. So bestimmt die Scham permanent unser Leben, solange sie im Verborgenen bleibt.
Identifiziert man sich mit der Scham, dann wird sie vergiftend. Man glaubt dann, dass das eigene Wesen minderwertig und fehlerhaft ist (schambasierte Identität). Da das Gefühl minderwertig zu sein unerträglich ist, legt man sich ein anderes Selbst, eine Rolle zu (Gegenidentität). In dieser Rolle ist die Scham nicht mehr spürbar.
Die toxische Scham ist kein Gefühl mehr, das uns unsere Grenzen zeigt, sondern, ein Seinszustand, der unsere Seele gänzlich betrifft. Es ist ein Bruch mit dem eigenen Selbst.
Als falsches Selbst, hört man auf zu existieren. Viele Menschen versuchen mehr als ein Mensch zu sein und zu leisten oder sie machen sich kleiner und unsichtbarer. Sie müssen ihr Leben (ihr echtes Selbst) verstecken oder verheimlichen. Das ist anstrengend und es deprimiert, weil man unbewusst über das verlorene Selbst trauert und ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit erfährt.

 

Widerstandskraft und Abgrenzung gegen Beschämung

Es braucht ein kritisches und waches Bewusstsein für die vielen Facetten der Scham im Alltag. In welchen Situationen begegnet Dir die Scham? Wie reagierst Du darauf? Wie gehst Du mit ihr um? Gehst Du ins Nicht-Spüren, in die Flucht oder beschämst Du zurück? Gehst Du schon bewusst oder unbewusst in die Vermeidung von möglicherweise schamhaften Situationen für Dich?
Gegen die Beschämung von außen braucht es Werkzeuge zur Stärkung unserer Widerstandskräfte, um nicht mehr so heftig auf Schamereignisse reagieren zu müssen, um handlungsfähig zu bleiben und die klare Abgrenzung gegen die beschämende Person.

 

Bewusstsein für Deine Beschämung anderer

Ebenso braucht es Bewusstsein, ob und in welcher Form Du selbst andere für ihr Verhalten, für ihre Worte, für Ihr-So-Sein beschämst. Dies für Dich zu erkennen kann Dich beschämen und schmerzhaft sein.

 

Ein sicherer Raum frei von Beschämungen

Für die Wachstums- und Heilungsarbeit ist es essentiell einen sicheren Raum frei von Beschämungen zu schaffen. Dieser sichere Raum ermöglicht eine sanfte sichere Öffnung und ein heilendes „sich zeigen“.

 

Wie geht es raus der Schamfalle?

In allen unseren Seminaren bieten wir sichere Bewusstseins-Räume für den Umgang mit Scham an und achten sehr darauf, dass niemand für seine Mitteilungen und sein „So-Sein“ von anderen beschämt wird. Spezielle Übungen und Werkzeuge zum Thema Scham gibt es in unseren Jahrestrainings.